Liebe Schwestern und Brüder,
Hat Sie /Euch auch schon der Kirchenblues ergriffen?
Sind Sie beschämt, oder verärgert angesichts der immer neuen Hiobsbotschaften von Verfehlungen und mangelhafter Aufarbeitung?
Machen Sie sich Sorgen, wie es mit der Kirche weitergeht?
Ich hörte zum Beispiel: „In 30 Jahren ist die katholische Kirche nicht mehr als eine unbedeutende Sekte.“
Oder gehört Ihr zu den Enttäuschten, die darunter leiden, dass ihre Vorstellungen von Ökumene, Frauen und Toleranz zumindest auf den höheren Ebenen so wenig Resonanz finden?
Oder tut es Ihnen als Eltern und Großeltern weh, dass Ihre ansonsten so gut geratenen Kinder und Enkel kaum noch Bezug zur Kirche haben?
Alles gut nachvollziehbare Gründe zu resignieren!
Doch schauen wir zurück ins Jahr 30:
Eine brutale Besatzungsmacht hat das ehemals so glanzvolle Königreich Israel unter der Knute und presst das Volk, welches doch Gott allein gehört, mit Zöllen und Steuern aus.
Vom machtvollen erwarteten Messias scheinbar keine Spur
Oder ins Jahr 70.
Die Christen sind aus den Synagogen ausgeschlossen und nach der endgültigen Niederwerfung Israels durch die Römer in alle Länder zerstreut. Der Tempel ist zerstört und über dem Golgotafelsen ein heidnisches Heiligtum errichtet.
In jene Zeit hinein spricht Jesus sein Gleichnis vom Senfkorn und der Saat
Für Christen in der zweiten Situation schreibt Markus es auf.
Ja Jesus und seine Anhänger hätten allen Grund gehabt, an der Situation zu verzweifeln. Anstelle der Herrschaft Gottes, die Paulus später als „Gerechtigkeit, Frieden und Freude im heiligen Geist“ definiert, Ausbeutung, Elend, Terror.
Doch der Herrschaft Gottes – davon ist Jesus überzeugt – wohnt eine Kraft inne, die die Welt und Gesellschaft verwandeln kann. Wie diesen kleinen Senfkörnern, die einmal gesät, zu einem großen Baum werden.
Und wir, wir sind wie Christen aller Generationen aufgerufen, Mut zu haben, den Samen zu säen, nicht in der Schublade zu verbergen.
Dann entwickelt er sicherlich auch heute eine Vitalität, dass das Reich Gottes wieder in Kirche und Gesellschaft erfahrbar werden kann. Denn Gott lässt auch heute wachsen.
Dann sehen unsere Mitmenschen, dass wir mit einer Hoffnung unterwegs sind, dann wirken wir – diesmal im guten Sinne – ansteckend.
Dann wird auch unsere Kirche wieder einladender und attraktiver.
Adolph Kolping kann uns dafür ein Beispiel sein. Er resignierte nicht angesichts des Elends der Menschen und Missstände seiner Zeit: Arbeiterelend, Kulturkampf, sondern pflanzte sein Senfkorn indem er den Gesellenverein gründete.
Vielleicht hätte er selbst nicht gedacht, welch ein großes Werk daraus entstünde. Doch war er überzeugt – Zitat: „Je elender die Verhältnisse werden, umso reicher kann der Christ seinen Glauben durch die Tat bekennen, und dieser Glaube überwindet noch einmal die Welt.“
So bringt das internationale Kolpingwerk auch heute „Gerechtigkeit Friede und Freude im Heiligen Geist“ in viele Teile der Welt.
Und noch ein Kolpingzitat :
„Aber anfangen, wirklich anfangen, das ist die Hauptsache; anderen Mut gemacht, selbst tapfer voraufgegangen, und Gott wird helfen.
In dieser Zuversicht, dass Gott aus noch so kleinem Großes, Gutes und Schönes wachsen lassen kann, wollen wir uns gegenseitig ermutigen!
Tobias Schrörs
(pastorale Begleitperson)