Liebe Kolpingschwestern und Brüder,
Fastenzeit 2021!
In den vergangenen Jahren haben sicherlich einige von uns sich vorgenommen, auf etwas Gewohntes zu verzichten: auf das Bierchen am Abend, die Zigarette zur Zeitung oder das eine oder andere Schnitzel.
Aber in diesem Jahr?
Noch mehr Verzicht geht doch gar nicht. Die Kneipen und Restaurants sind ohnehin zu und die kleinen Freuden und Genüsse, brauchen wir sie nicht, um nicht völlig missmutig zu werden?
Mir kam eine Begebenheit in der Fastenzeit vor drei Jahren in den Sinn:
Ein Freund kam zu Besuch, lehnte aber nahezu sämtliche Bewirtung ab, da er mit anderen seiner Gemeinde ein Heilfasten durchführte. Ich solle ihm daher nur ein Glas Leitungswasser geben, das reiche. So nahm ich ein Glas aus dem Küchenschrank und füllte es am Spülbecken.
Als er das Wasser trank sagte er zu meinem Erstaunen: „Das Wasser schmeckt aber lecker, hast du ihm etwas Vanillearoma beigegeben?“
„Nein es ist einfaches Leitungswasser, gerade aus der Leitung!“
Wir rätselten nun, warum es den Geschmack von Vanille hatte und kamen zur Lösung:
Die Gläser teilten sich den Schrank mit den Backzutaten und da waren auch einige Tütchen Vanillezucker bei. Durch das Fasten waren die Geschmacksnerven so sensibel geworden, dass er die Vanille, die in einigem Abstand von seinem Glas lag, schmecken konnte.
Vielleicht kann und dieses Beispiel sagen, worauf es in dieser Fastenzeit ankommen könnte: Das versteckte Aroma im allzu Alltäglichen zu schmecken: Die Freude über einen lieben Anruf, die Dankbarkeit, dass man noch oder wieder gesund ist, der Genuss des Essens, die Liebe vertrauter Menschen und nicht zuletzt die Zuversicht, dass wir trotz allem in Gottes liebender Hand geborgen sind.
Dann wird vielleicht auch das Wasser unseres oft so öden Alltags süß und wir schmecken umso intensiver nach dieser kalendarischen, wie nach der hoffentlich auch kommenden erzwungenen Fastenzeit den Geschmack des Lebens, die Klänge von Livekonzerten, die Stimmung festlicher Messen, die Freude zünftiger Feiern, den Austausch bei geselligen Veranstaltungen der Kolpingsfamilie.
Bis dahin wünsche ich Euch Zuversicht und Gottvertrauen:
Euer:
Tobias Schrörs
(pastorale Begleitperson)